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Integration frühkindlicher Reflexe – die Basis für leichtes Lernen

Was ist Reflexintegrations-Training?

Um dir die­se Fra­ge ver­ständ­lich beant­wor­ten zu kön­nen, möch­te ich eini­ge Fra­gen voranstellen:

Was ist ein Reflex?

Die Wis­sen­schaft­ler sind sich hier einig: Ein Reflex ist eine unwill­kür­li­che, nicht bewuss­te Mus­kel­re­ak­ti­on auf einen von außen kom­men­den Reiz. Ein Reflex kann von uns also nicht bewusst unter­drückt wer­den. Wir Men­schen ver­fü­gen über eine Viel­zahl von Refle­xen, die uns sehr dien­lich sind: Den­ken wir nur an den Lid­schluss-Reflex: Wir schlie­ßen unser Augen­lid, sobald Gefahr droht, dass ein etwas von außen in unser Auge dringt, was unan­ge­nehm oder sogar gefähr­lich sein könn­te. Oder der wahr­schein­lich bekann­tes­te Reflex, der vom Haus­arzt mit dem Reflex­ham­mer aus­ge­löst wird: Der Patel­lar­seh­nen­re­flex wird immer dann aus­ge­löst, wenn wir dro­hen zu stol­pern. Unser Unter­schen­kel schnellt nach vor­ne, damit wir uns abfan­gen kön­nen. Refle­xe schüt­zen uns also.

Aber was sind frühkindliche Reflexe?

Früh­kind­li­che Refle­xe sind eben­so dien­lich für unse­re Ent­wick­lung. Bereits in der sechs­ten Schwan­ger­schafts­wo­che ent­steht der ers­te früh­kind­li­che Reflex, der letz­te vier Wochen nach der Geburt. Die­se auto­ma­tisch ablau­fen­den Bewe­gun­gen unter­stüt­zen die neu­ro­na­le Rei­fung des Kin­des, d.h. die Bil­dung von Ver­knüp­fun­gen im Gehirn. Früh­kind­li­che Refle­xe ermög­li­chen es Babys bei ihrer Geburt „mit­zu­hel­fen“, die Mut­ter­brust zu fin­den, zu grei­fen und spä­ter über das Krab­beln ins Auf­rich­ten und anschlie­ßend ins Lau­fen zu kommen.

Die Refle­xe haben ihre berech­tig­te akti­ve Pha­se, in der sie uns nut­zen uns zu ent­wi­ckeln. Dank ihnen erlan­gen wir die neu­ro­na­le Rei­fe, die so wich­tig ist für unse­re Moto­rik, für die Lern­fä­hig­keit, für unse­re Gesamt­ge­sund­heit. Unser Gehirn bil­det durch das Aus­lö­sen der früh­kind­li­chen Refle­xe unzäh­li­ge Ner­ven­ver­bin­dun­gen und ‑ver­knüp­fun­gen und ver­steht. Wir ver­ste­hen u.a. die Schwer­kraft und kön­nen will­kür­li­che, moto­ri­sche Bewe­gun­gen ausführen.

Ab einem Alter von ca. sechs Jah­ren ist die Zeit der früh­kind­li­chen Refle­xe been­det, bedeu­tet, in einem regel­rech­ten Ent­wick­lungs­ver­lauf soll­ten alle früh­kind­li­chen Refle­xe durch­lebt bzw. „inte­griert“ sein. Aha! Des­halb „Reflex­in­te­gra­ti­on“?! Rich­tig! Kom­men wir zur nächs­ten Frage:

Verschwinden frühkindliche Reflexe immer von selbst?

Hier­für gibt es ein kla­res JEIN. Die Natur hat es ursprüng­lich so vor­ge­se­hen, ja. Gleich­zei­tig kön­nen Fak­to­ren wäh­rend der Schwan­ger­schaft oder in der post­na­ta­len Ent­wick­lung auf­tre­ten, die die Reflex­in­te­gra­ti­on stö­ren oder sogar ver­hin­dern. Um nur eini­ge mög­li­che Bei­spie­le zu nennen: 

  • Hat eine wer­den­de Mut­ter gro­ßen Stress, ist krank oder muss wäh­rend der Schwan­ger­schaft für län­ge­re Zeit lie­gen, kön­nen Unge­bo­re­ne die Refle­xe nicht aus­rei­chend oft ausüben.
  • Die natür­li­che Geburt stellt eine der wich­tigs­ten Pha­sen dar: Wäh­rend das Kind sich durch den Geburts­ka­nal arbei­tet, haben allein zwei Refle­xe ihren Höhe­punkt, die sich wäh­rend der ers­ten Lebens­mo­na­te inte­grie­ren. Die Chan­ce ist hoch, dass die­se früh­kind­li­chen Refle­xe bei einer Kai­ser­schnitt­ge­burt nicht im aus­rei­chen­den Maß sti­mu­liert wer­den. Hier­aus erge­ben sich weit­rei­chen­de Fol­gen: Refle­xe wer­den nicht rich­tig inte­griert, sie ver­schwin­den nicht und haben ihre Auf­ga­be nicht erfüllt. Die damit ver­bun­de­ne neu­ro­na­le Ent­wick­lung läuft dann nicht opti­mal ab. Auch Wehen Hem­mer oder ‑för­dern­de Mit­tel zäh­len zu den Stör­fak­to­ren, wie eine Zan­gen- oder Saugglockengeburt.
  • Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen des Babys wäh­rend des ers­ten Lebens­jah­res wir­ken sich nega­tiv auf die Reflex­tä­tig­keit aus. Wenn ein Kind über­wie­gend auf dem Rücken oder viel in Baby­scha­len bzw. Baby­wip­pen liegt, kann es sich nur unzu­rei­chend bewe­gen und ist stark in sei­ner moto­ri­schen Frei­heit ein­ge­schränkt. Früh­kind­li­che Refle­xe kön­nen nicht aus­ge­übt wer­den, was die neu­ro­na­le Ent­wick­lung bzw. das Erler­nen von wich­ti­gen Fähig­kei­ten nega­tiv beeinflusst.
  • Haben Babys zu wenig auf dem Bauch gele­gen oder viel­leicht die Krab­bel­pha­se über­sprun­gen, wirkt sich dies nega­tiv auf zwei wich­ti­ge Refle­xe und der damit ver­bun­de­nen Fähig­kei­ten aus.

Eben­so besteht die Mög­lich­keit, dass früh­kind­li­che Refle­xe von vor­ne­her­ein nicht stark genug aus­ge­bil­det oder nicht oft genug aus­ge­löst wur­den. In die­sem Fall konn­ten sich die ent­spre­chen­den Ver­knüp­fun­gen im Gehirn nicht bil­den. Das Gehirn ist dann nicht reif genug und behält rest­li­che Tei­le der früh­kind­li­chen Refle­xe bei. Dies nennt man auch „Rest­mus­kel­re­ak­tio­nen“, wel­che uns im All­tag stö­ren und das Ler­nen in der Schu­le enorm erschwe­ren können.

Das Reflex­in­te­gra­ti­ons-Trai­ning sorgt also für eine Nach­rei­fung des Gehirns.

Jetzt, nach­dem du schon so viel über früh­kind­li­che Refle­xe weißt, kann ich dir nun end­lich die Ein­gangs­fra­ge die­ses Blog-Arti­kels beantworten:

Was ist Reflexintegration bzw. was ist Reflexintegrations-Training?

Reflex­in­te­gra­ti­on holt das nach, was wäh­rend der selbst­stän­di­gen Ent­wick­lung des Kin­des nicht statt­ge­fun­den hat. Das Trai­ning der Reflex­in­te­gra­ti­on beinhal­tet geziel­te Bewe­gungs­übun­gen (Reflex­in­te­gra­ti­on Übun­gen), die die Rei­ze an das Gehirn sen­den, die zuvor im Gehirn nicht aus­rei­chend ange­kom­men sind, weil der früh­kind­li­che Reflex ent­we­der nicht oft genug aus­ge­löst wur­de oder unter­ent­wi­ckelt war.

Die Übun­gen füh­ren dazu, dass sich ent­spre­chen­de Ver­knüp­fun­gen im Gehirn ent­wi­ckeln, die den Reflex unter­drü­cken bzw. inte­grie­ren. Des­halb „Reflex­in­te­gra­ti­on“. Die Reflex­in­te­gra­ti­ons-Übun­gen sind spe­zi­ell ent­wi­ckel­te Bewe­gun­gen, die die Auf­ga­be haben, sehr spe­zi­el­le Rei­ze aus­zu­lö­sen. Das Reflex­in­te­gra­ti­ons-Trai­ning kann man des­halb nicht durch viel Sport kompensieren.

Sind frühkindliche Reflexe und Reflexintegration wissenschaftlich begründet?

Tat­säch­lich gab es die ers­ten wis­sen­schaft­li­chen For­schun­gen zu früh­kind­li­chen Refle­xen im Zusam­men­hang mit Lern- und Ent­wick­lungs­pro­ble­men bei Kin­dern im Jahr 1975 in Eng­land. Hier wur­de inten­siv geforscht und erkannt, dass Zusam­men­hän­ge zwi­schen Lern­schwie­rig­kei­ten, Ent­wick­lungs­pro­ble­men und akti­ven früh­kind­li­chen Refle­xen bestehen. Seit­her wur­den fort­lau­fend wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en zu früh­kind­li­chen Refle­xen betrie­ben, die Reflex­in­te­gra­ti­on wis­sen­schaft­lich erforscht. Wis­sen­schaft­ler und Autoren sind sich einig:  Die regel­rech­te Ent­wick­lung und Inte­gra­ti­on der früh­kind­li­chen Refle­xe ist die Basis für eine gesun­des Her­an­wach­sen und die unein­ge­schränk­te Lern­fä­hig­keit der Kinder.

Und jetzt? Wie erkenne ich aktive frühkindliche Reflexe bei meinem Kind?

Es gibt eine Viel­zahl von Sym­pto­men, die von akti­ven früh­kind­li­chen Refle­xen her­rüh­ren kön­nen. Hier fin­dest du viel­leicht die ein oder ande­re Aus­sa­ge, die auf dein Kind zutrifft:

  • Mein Kind hasst schreiben
  • Mein Kind kann sich nicht konzentrieren
  • Mein Kind hat Pro­ble­me beim Lesen
  • Mein Kind kann nicht stillsitzen
  • Mein Kind ist geräuschempfindlich
  • Mein Kind ist ungeschickt
  • Mein lei­det unter LRS oder Dyskalkulie
  • Mein Kind ist impul­siv, hat oft Wut­an­fäl­le oder ist sehr weinerlich

Dies sind nur eini­ge Bei­spie­le von Ver­hal­tens­wei­sen, die auf noch rest­ak­ti­ve früh­kind­li­che Refle­xe hin­wei­sen. Um her­aus­zu­fin­den, ob bei dei­nem Kind noch rest­ak­ti­ve Refle­xe vor­lie­gen, lege ich dir mei­nen kos­ten­lo­sen Online-Test ans Herz. Die Fra­gen las­sen sich sehr leicht beant­wor­ten. Das Ergeb­nis kön­nen wir sehr ger­ne per­sön­lich und ganz unver­bind­lich besprechen.